Allgemein, hotels — 10. April 2013 at 11:51

Ein Wochenende in Venedig

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Hotel Danieli, VeniceHotel Danieli – das Wohnzimmer der  Upper-Class
„In München steht das Hofbräuhaus und dicht dahinter liegt Venedig“. Manfred Schmidt, ein bekannter Zeichner und Feuilletonist, schrieb diesen Spruch in seinem Buch „Mit Frau Meier in die Wüste“, in dem er die Reisewütigkeit der Deutschen in den Sechzigerjahren lustig in Szene setzt. Ehrlich gesagt liegt Herr Schmidt mit dieser Einschätzung ganz richtig, wenn man es aus der Sicht der vielen Japaner und Chinesen, Amerikaner und Australier sieht, die sich in Scharen über den Markusplatz in Venedig schieben. Ja, Recht hat er, denke auch ich mir, als ich nach 4 Stunden Fahrt in dem Parkhaus auf der Piazzale Roma in Venedig den Motor ausmache. Eigentlich wollte ich entspannt mit der Lufthansa in 45 Minuten über die Alpen schweben, doch wegen der üblichen 5 Schneeflocken im Winter wurde der Flug annulliert. Aber ein Wochenende in Venedig lässt man sich nicht so einfach streichen. Daher ab ins Auto und auf nach Venedig, denn die Straßen waren erstaunlich schneefrei.

Venedig ist immer schön, besonders schön ist es aber, wenn sich möglichst wenig Touristen durch die engen Gassen drängen, so wie jetzt Ende Januar. Eines der legendärsten Hotels der Welt erwartet mich: das Danieli. Der Ruf dieses Traditionshauses eilt ihm in die ganze Welt voraus. Wer etwas auf sich hält oder seine Liebste besonders beeindrucken möchte, bucht hier ein Zimmer oder gleich eine Suite, zu Preisen, für die der Durchschnittsbürger einen Monat hart arbeiten muss. Aber was tut man nicht für ein bisschen Romantik? Für anspruchsvolle Venedigreisende ist das Danieli das schönste Hotel der Lagunenstadt. Die Anspruchslosen haben noch nie davon gehört.

Hotel Danieli, Venice

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Verhältnismäßig unauffällig ist der Eingang zu einer der schönsten und legendärsten Hotelhallen Europas. Die rote Fassade des venezianischen Palasts leuchtet in der Sonne am Ende der Riva degli Schiavoni, der Promenade entlang des Canal Grande, dort, wo sich die Touristenströme ganz langsam ausdünnen, und lässt den vorbeihetzenden Touristen nicht erkennen, welches Juwel er gerade übersehen hat. Hinter der verhältnismäßig kleinen Holzdrehtür tut sich ein imposantes Atrium auf. Stilistisch mehr orientalische Pracht als Hotelhalle, gespickt mit Antiquitäten unterschiedlicher Epochen und ausladenden Orchideen-Bouquets, die von der Decke schweben, mit maurischen Bögen und marmornen Säulen, nach oben offen über drei Stockwerke, bedeckt mit Glasdach oder mit  goldverzierten barocken Kassettendecken. Kein Wunder, dass die meisten Gäste die Hälse recken und den Kopf während des Check-ins in den Nacken werfen, um die Pracht zu genießen. Vielleicht ist das auch besser so, dann sieht man nicht so richtig, welche Zimmerrate man unterschreibt. Denn günstig ist nichts in Venedig – und das Danieli bestimmt als Letztes.

Die Glücklichen, die eines der wunderschönen Zimmer mit Blick auf die Lagune gebucht haben, schauen von einem sonnigen Logenplatz auf die Insel Giudecca mit ihren Palladio-Kirchen, auf San Giorgio und Maria della Salute. Will man die Atmosphäre des Hotels Danieli dem erklären, der noch nie dort war, tut man sich schwer. Das Hotel ist nicht perfekt im Sinne eines sterilen Luxushotels. Es ist vielmehr die Atmosphäre, die Tradition und auch ein bisschen die berühmten Gäste, die hier absteigen. Details in den Zimmern und Räumlichkeiten des Hauses, die in einem anderen Luxushotel außerhalb der Lagunenstadt zu Empörung führen würden, werden hier diskret als charmante Romantik und Melancholie ausgelegt. Doch die Wirkung des Hotels ist berauschend poetisch, kurz: venezianisch.

Ein Ausblick macht besonders süchtig: jener von der Dachterrasse, wo morgens das Frühstück so wunderbar serviert wird. Der Blick schweift über das graublaue Wasser der Lagune und man ist auf Augenhöhe mit den schreienden Möwen, die sich elegant über den Canale Grande gleiten lassen, hinüber zum Markusplatz oder doch lieber zum Lido hin, der in der Ferne im Dunst auftaucht.

Text: Britt Heudorf

 

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