
Die Schweizer Innenarchitektin Tilla Theus hat sich mit dem Hotel Widder ein Denkmal gesetzt. Der unscheinbare Eingang des Hotels im Herzen von Zürich verrät nicht, was hinter den historischen Mauern passierte, als Theus 1995 mit ihrer Arbeit anfing. Neun ineinander verschachtelte Wohn- und Zunftshäuser aus dem 13. bis 18. Jahrhundert wurden nahtlos und ohne Verlust der häusereigenen Identität zu einem Gesamtkunstwerk verbaut.
Dass so ein Projekt mit einer Laufzeit von über 10 Jahren Planungs- und Bauzeit eine gewisse Finanzstärke benötigt, liegt auf der Hand. Wer sonst könnte hinter diesem Schmuckstück stehen als eine Bank? Die UBS hat – man will keine genauen Zahlen nennen – schätzungsweise 130 bis 150 Millionen Franken in den Umbau gesteckt. Seinen Namen verdankt das Hotel der ursprünglichen Bezeichnung eines der Gebäude als „Haus zum Widder“, seit 1401 Zunfthaus der Metzgergilde, die sich noch heute regelmäßig im Hotel trifft. Das Hotel Widder war eines der ersten Design Hotels, bevor es Trend wurde, möglichst stylish zu wohnen. Im Widder versteht man unter „Design“ nicht, den Gast in möglichst kleinen Zimmer mit uncharmanter Beleuchtung unterzubringen, sondern Wohnräume anzubieten, die eine unverwechselbare Form von selbstbewusster Schweizer Behaglichkeit ausstrahlen und eben mit modernen Möbel ausgestattet sind. Nicht mehr – aber auch nicht weniger. Beispielsweise findet man fast in jedem der Zimmer einen Charles-Eames-„Lounge Chair“. Dieses traumhafte Bauhausmöbel kostet alleine schon ca. 5.500 Euro. Sie sehen, es wurde wirklich nicht gespart.
Eine besondere Aufgabe war es, unter Achtung der strengen Denkmalschutzauflagen und der individuellen Charaktere der Häuser eine Gesamtlinie zu komponieren. Dies ist der Architektin bravourös gelungen. Als Knotenpunkt zwischen den Gebäudekomplexen Rennweg und Augustinergasse dient das sogenannte Steinhaus, dessen Erdgeschoss auf die Zeit um 1200 datiert wurde – der wohl älteste noch erhaltene Raum der gesamten Zürcher Altstadt. Heute beherbergt es eine dem Thema Zürich gewidmete Bibliothek für die Hotelgäste. Egal ob Gotik, Renaissance, Barock, Biedermeier, Art Déco oder Bauhaus – alle wichtigen architektonischen und gestalterischen Stilrichtungen der vergangenen 700 Jahre finden sich hier in einem Gebäudekomplex wieder. Kombiniert auf höchstem Niveau und mit extremer Stilsicherheit. Die Gästezimmer verfügen über jeden erdenklichen Luxus und bieten trotz historischer Bausubstanz modernste Kommunikationseinrichtungen, die perfekt und unauffällig in die Räume und Möbel integriert sind. Selbstverständlich dürfen auch bei den Video- und Soundsystemen Designklassiker wie die von Bang & Olufsen nicht fehlen. Kurz ein Wort zur Kunst im Hotel Widder. Unverwechselbare Akzente setzen kostbare Gemälde wie zum Beispiel von Serge Poliakoff und Andy Warhols Lithografie „Ram“. Skulpturen, die das Hotel beinah in ein Museum der Modernen Kunst verwandeln, finden sich auf den Korridoren und im Innenhof.
Warum man dieses Haus nun auch hassen könnte, fragen Sie sich? Ganz einfach, es gibt ja auch Menschen mit einem – nennen wir es mal – anderen Geschmack. Die fühlen sich nun mal in einem Haus wohler, das nicht so klar und durchdacht strukturiert wurde und in dem beeindruckendes echtes Design nicht so präsent ist.

Auch Chefkoch Alexander Kroll verbindet Tradition und Moderne.
Zürcher Bergluft trifft auf Nordseebrise
Geschmack und Eleganz sind die Wahrzeichen vom Widder-Restaurant. Seit Mai 2009 beweist Alexander Kroll als neuer Chefkoch seine Kochkünste im historischen Viertel Zürichs. Bereits mit 15 Punkten Gault Millau ausgezeichnet und bestimmt noch nicht am Ende der Auszeichnungsleiter angelangt, verwöhnt er seine Gäste mit Erlesenem. „Die Verbindung von Tradition und Moderne“ lautet Krolls Motto. Damit ist er im Hotel Widder ja genau der Richtige. Denn wo könnte man diese Devise besser einbringen als hier?!
Seine Küche wurzelt einerseits im klassischen Fine-Dining der Schweizer Cuisine, integriert aber gekonnt und mit handwerklicher Finesse mediterrane und asiatische Elemente. Der 34-jährige Meisterkoch überrascht seine Gäste mit ungewöhnlichen Kombinationen, in der marktfrische, heimische Zutaten, mit fantasievollen Ideen, gewürzt zu höchsten Ehren gelangen. Kroll selbst bezeichnet sich gern als „Kulinarik-Besessenen, Genussmenschen und Tüftler“ und „Gegenteil eines stereotypen Gourmetkochs“, da er sich sowohl in der klassischen Haute Cuisine als auch in der jungen, innovativen Küche zuhause fühlt.
Eine Vorliebe von Kroll ist das Kochen mit Kräutern und Gewürzen, besonders Alpenkräutern, die ein wenig in Vergessenheit geraten waren wie Bockshornklee oder Zitronenmyrte, „die unseren Omas aber noch vertraut sind“, so der Spitzenkoch. Zum Trend zur Nachhaltigkeit gesellt sich so ein bewusster Hang zur Nostalgie, der die vertrauten Gerichte der beliebten Hausmannskost – schonend produziert und raffiniert kombiniert – ins 21. Jahrhundert holt.
Für Gäste des Restaurants die in der Umgebung von Zürich wohnen bietet das Haus etwas Besonderes: den Gourmet Limousinenservice mit einem exklusiven Maserati Quattroporte. Denn der Genuss beginnt im Restaurant Widder schon mit der Vorfreude.

Sie ahnen es: Ein Hotel, in dem alles unangestrengt perfekt ist, hat auch ein gutes Restaurant und eine gute Bar. Beginnen wir an bzw. mit der Bar. Die Widder-Bar ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Der Barchef Marcus Blattner hat auch in seinem Bereich etwas nicht Alltägliches geschaffen. Seine „Library of Spirits“ umfasst mehr als 1.000 verschiedene Spirituosen, darunter alleine 250 Single Malts, und er versteht es, fantastische Drinks zu mixen.

