
Mailand ist mittlerweile völlig überschwemmt von Luxusherbergen. Das Mandarin Oriental, Bulgari Hotel, Armani Hotel, Park Hyatt … Aber keines ist wie das Four Seasons Milano in der Via Gesù 8 – eine Institution.
Das Hotel in einem ehemaligen Kloster, dessen Grundmauern bin ins frühe 15. Jahrhundert zurückgehen, kann über die „moderne Konkurrenz“ nur milde lächeln. Das Hotel wurde bereits 1993 eröffnet und vorher aufwendig renoviert. Dabei förderten die Baumeister viele ursprüngliche Teile des alten Klosters wieder zutage – auch die durchaus bekannten originalen Fresken aus dem Jahr 1459.
Aber seien wir mal ehrlich. Keiner aus der ultraschicken Fashion-Crowd, keine Fußballergattin auf Durchreise, kein berühmtes Model, kein Schauspieler aus L.A. und keine schwerreichen italienischen Erben interessieren sich auch nur im Geringsten für die verblassten Fresken im Nebenraum der Bar. Sie alle wollen das, wofür das Four Seasons seit Jahren bekannt ist. Sie wollen sehen und gesehen werden – sie wollen auch dabei sein und sie wollen standesgemäss wohnen – im besten Haus am Platz. Es liegt im so genannten „goldenen Dreieck –
Mailands berühmteste Shopping-Straßen: der Via Montenapoleone und Via della Spiga, und den kleineren Querstraßen, die dazwischen verlaufen, Via Gesu, Via Borgospesso und Via Sant Andrea.

Tritt man durch die schmale Drehtüre in die Halle, sind die ersten vier Stufen hinunter der Catwalk, über den jeder Besucher gehen muss. Die Bar mit all ihren Gästen lässt niemanden aus den Augen, der hier hereinkommt.
Der Gang zur Rezeption oder zum Lift verrät, der eine ist Gast, der andere möchte nur den unverschämt teuren Prosecco trinken und dabei alles auskosten, was einem hier an Mode und Lifestyle-Show geboten wird.
Der Gast nächtigt in elegant-klassischen Zimmern mit wunderschönen weißen Marmorbädern, ruhig zum grünen Innenhof des früheren Klosters hin gelegen. Oder im neuen Flügel in einem der Designer-Rooms oder gleich in der Fashion Suite mit begrüntem Dachgarten.

Manchmal vibriert das alte Gemäuer. Dann fährt wieder einer der Supersportwagen mit einem jungen Fußballstar von Inter Mailand oder AC Turin vor. Italienische Marke mit 600 PS, versteht sich. Die alte Gasse Gesú bebt. Aber das gehört dazu zur Milano-Show. Gegenüber dem Hotel stehen Schaulustige oft auch Fotografen, denn es ist sehr sicher, hier eine Berühmtheit beim Startschuss in den Shoppingrausch beobachten oder ablichten zu können.
Abends im schicken Restaurant „La Veranda“ wird beste Mailänder Küche serviert. Das setzt man hier selbstverständlich voraus. Als visuelle Beilage sieht man US-amerikanische Geschmacksverirrungen genauso wie sehr schlanke Damen mit den neuesten Runway-Kollektionen, die so schön gearbeitet sind, dass man sie beim Vorbeigehen anfassen möchte. Ältere Herren speisen mit blutjungen Geliebten – beiderlei Geschlechts und das Rad des „Sehens und Gesehen Werdens“ dreht sich weiter – wie der Modezirkus.
Weitere Information zum Hotel: www.fourseasons.com
Text: Britt Heudorf