hotels — 16. Februar 2017 at 11:20

Emirates Palace Hotel – ein Erlebnis der „besonderen“ Art in Abu Dhabi

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Ein Palast von sehr grosser Dimension – wie es arabische Grossfamilien lieben ….

 

Text: Britt Heudorf

Wie ein Palast aus „Tausendundeiner Nacht“ sieht das 2005 eröffnete „Emirates Palace Hotel“ in Abu Dhabi schon aus. Ich muss zugeben, beeindruckt ist man dann doch, wenn man schließlich vor dem Eingang vorfährt. Im Vorfeld meiner Reise wurden mir über das Hotel viel berichtet und natürlich gab es wie über das ebenfalls als eines der teuersten Hotels der Welt gehypte „Jumeirah Burj Al Arab“ diverse TV-Beiträge, sodass meine Erwartungshaltung relativ hoch war.

„Nimm dir auf jeden Fall ganz viele schicke Kleider und High-Heels mit“, war die Ansage einer befreundeten Kundin. Im „Emirates Palace“ wäre das Publikum äußerst elegant, die Damen entsprechend gekleidet und die Herren internationale Geschäftsmänner. Ich legte also nach und packte noch ein paar Kleider ein und Handtaschen obendrauf. Man will sich ja nicht schämen müssen in der Fremde.
Wegen des sagenumwobenen Rufs als „teuerstes Hotel der Welt“ gab ich in der Vorbereitung alles und war bereit, mich dem arabischen Mega-Luxus zu stellen, als ich pünktlich um Highnoon erwartungsfroh aus der Limousine kletterte.
 
Die Einfahrt ist beindruckend, die Halle auch. Das Einzige, was mir hier im Vergleich zu Dubai sofort auffiel: Ich sah keine Luxusautos, keine jungen Männer in traditioneller Kleidung mit Ferrari-Schlüsseln und auch – keine schicken Leute. Ein paar müde Touristen in kurzen Hosen, das war alles.
 
Schöne Gartenanlage und toller Pool – aber der WOW Effekt war das noch nicht ….

Der Check-in mit Datteln und arabischem Kaffee war ganz nett, das Zimmer aber nicht fertig und der große Aha-Effekt war immer noch nicht eingetreten, als ich auf einem Buggy zum Pool gefahren wurde, wo ich bis zur Fertigstellung meines Zimmers relaxen sollte. So weit, so gut, alles bestens, super Pool, toller Garten, nettes Restaurant. Nur „WOW“ war mir bis jetzt immer noch nicht über die Lippen gekommen.

 
Das Zimmer war sehr hübsch und golden. Ich logierte in der Kategorie „Diamond Room“ mit Meerblick, 55 Quadratmeter inkl. Balkon mit Hartplastik-Bestuhlung ohne Auflage. Ich muss gestehen, ich hatte mir das jetzt irgendwie ein bisschen anders vorgestellt, nachdem ich minutenlang einer Mitarbeiterin in nicht enden wollenden Fluren hinterhergelaufen war. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber bei einem Hotelausmaß von über einem Kilometer Länge, 115 Kuppeln, Hallen und Fluren mit unzähligen Türen – hatte ich jetzt einfach mehr als „nur“ ein Hotelzimmer erwartet. Die venezianische Executive Suite im Ritz-Carlton, die ich vor ein paar Stunden verlassen hatte, umfasste schon 80 Quadratmeter.
 
Neutral gesehen war das Zimmer aber völlig in Ordnung. Eben viel Gold, viele Kissen, Marmor, schon wieder Blattgold und Edelhölzer, schwere Vorhänge – vielleicht so, wie man sich auf dem Land oder im Orient „vornehm“ vorstellt. Aber nach so einem „modernen“ Feature wie einer Espresso-Maschine fragte ich vergeblich. 
 
Ein Zimmer der Kategorie „Coral Room“

Das Ausmaß des Hauses sucht seinesgleichen, und wenn man weiß, dass das Gebäude ursprünglich als Kongresszentrum geplant war, versteht man vielleicht die Einteilung der 

Hallen und Zimmer besser. Wobei, wenn man die Dimensionen vergleicht, einem schon klar wird, dass 400 Zimmer in diesem Gebäude verschwindend wenig sind und eine Zimmerfläche von 50 Quadratmetern (inkl. Terrasse) eigentlich lächerlich klein. Der restliche Platz in dem Hotel gehen für unzählige weite Flure, große Hallen, 102 Lifte, ein Auditorium für 1100 Personen und einen Ballsaal für 2400 Gäste drauf. Ach ja, die 40 Meeting-Rooms habe ich jetzt fast vergessen. Eigentlich läuft man sich als Gast ständig einen Wolf, um von A nach B zu kommen, und fühlt sich einsam, da sich selbst bei Vollbelegung 800 Gäste schlichtweg in den Hallen „verlaufen“.
 
Das Design des Hotels und die Ausstattung orientieren sich  durchweg an traditionell arabischen Elementen. Wirklich beeindruckend ist die zentrale Kuppel gleich hinter der Rezeption mit einem Durchmesser von 42 Metern und einer Höhe von 73 Metern vom Boden. Verglichen mit der Kuppel des Petersdoms in Rom, dem größten freitragenden Ziegelbauwerk der Welt mit einem Durchmesser von 42,34 Metern, wirklich atemberaubend. Zur Sammlung von Superlativen gehört auch der Torbogen am Hoteleingang, der mit 40 Metern Höhe beispielsweise das Brandenburger Tor mit 14 Metern „leicht“ überragt.
 
Das „Emirates Palace“ liegt direkt am Meer mit einem 1,4 Kilometer langen Privatstrand und angrenzendem Jachthafen, umgeben von einer 85 Hektar großen paradiesischen Gartenanlage (ein durchschnittlicher Golfplatz hat 65 Hektar). Für Sonnenanbeter und Ruhesuchende das absolut richtige Hotel. Der Strand ist super, die Pools romantisch angelegt und die Liegewiesen schattig von Palmen gesäumt. Dass es pro Gast am Tag genau 0,5 Liter Wasser am Pool gibt, fand ich etwas befremdlich. Jedes weitere Fläschchen wird mit ca. 5 Euro berechnet. Ein interessanter Ansatz, kenne ich so jetzt nicht aus den Hotels ähnlicher Preisklasse. Trinkwasser am Pool ist eigentlich ohne Limit und kostenlos zu bekommen. 
 
Romantisches Restaurant am Strand: das „BBQ al Qasr“

In einem so besonderen Hotel versteht es sich von selbst, dass man die besten Restaurants der Stadt findet. Mein Highlight war das „BBQ al Qasr“. Dieses für das „Emirates Palace“ erstaunlich charmante und authentische Restaurant ist direkt am Strand gelegen. Die Gäste speisen in den nett gruppierten, nach allen Seiten offenen Holzhäuschen mit wehenden Vorhängen und Kerzen und genießen den warmen Wind vom Meer. Grillspezialitäten mit bestem Fleisch und Fisch aus aller Welt werden angeboten, und wer nach dem Essen noch Lust hat, kann in der Lounge  arabischer Livemusik lauschen und eine Shisha rauchen. An dieser Stelle muss gesagt werden, Service und Zuvorkommenheit der Mitarbeiter werden dem Ruf des Hotels gerecht.

 
Für Promis und Staatsoberhäupter gibt es allerdings noch einige interessante Luxus-Features. Beispielsweise eine eigene Rampe als Auffahrt – damit sie nicht mit den Normalsterblichen die Eingangshalle durchqueren müssen, sondern direkt in die oberen Bereiche gelangen, die nur den Luxussuiten vorbehalten sind. Für wen Autofahren auch schon zu poplig ist, der reist mit dem Heli an. Zwei Hubschrauberlandeplätze ergänzen den schnellen Zugang zum Hotelkomplex, wo man ungesehen hinter hohen Hecken ins Gebäude huschen kann. 
 
Kurz noch ein Wort zur Aussage „teuerstes Hotel der Welt“. Dies bezieht sich auf die Baukosten von rund 3 Milliarden Dollar im Jahr 2005. In der Zwischenzeit hat sich weltweit schon das eine oder andere getan. Ich habe nicht recherchiert, ob das überhaupt noch aktuell ist. Jedenfalls kann man ohne grösseren Aufwand eine Übernachtung im „Emirates Palace“ bei allen gängigen Reiseanbietern buchen. Bei Airtours kostet die Übernachtung im Winterkatalog 2016/17 ca. 460 Euro für 2 Personen.
 
Weite Flächen des Hotels versprühen den Charme eines Einkaufszentrums…

Vielleicht muss ich für mich einfach feststellen, dass das „Emirates Palace“ mehr für arabische VIPs, Mitglieder eines arabischen Königshauses oder Staatsoberhäupter konzipiert ist als für den westlichen Urlauber – und es einfach nicht „mein Hotel“ war. Ich persönlich habe mich eigentlich mehr wie in einem luxuriösen Einkaufszentrum bei Nacht gefühlt. Wo man mich vergessen hat und ich in den leeren Gängen wandle. Zwischen Shops die Diademe für 750.000 Euro verkaufen oder arabische Einrichtung in gleicher Preisklasse. Zwar ist es zum „name dropping“ mal ganz nett zu behaupten, man war im „Emirates Palace“ – aber faktisch hatten Sie dann auch nur ein Standardhotelzimmer ohne Espresso-Maschine und einen elend langen Gang zum Frühstück. Und die schicken Geschäftsmänner samt Anhang hab ich auch nicht angetroffen und war immer völlig „overdressed“ zwischen Touristen aufgefallen … 

 
Das Emirates Palace wird seit Eröffnung von Kempinski Hotels gemanaged. Mit einer Historie von mehr als 110 Jahren ist Kempinski Hotels die älteste Luxushotelgruppe Europas. 
Weitere Informationen dazu und zum Emirates Palace auf: www.kempinski.com 
 
 
 
Imposant: die Auffahrt für VIPs in den VIP Level

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